Einmal China und zurück

Erst vor wenigen Tagen bin ich von meiner rund einwöchigen Delegationsreise aus China zurückgekehrt, die unter dem Motto „Nachhaltigkeitsdialog 2014 – Nachhaltige Urbanisierung“ stand und gemeinsam mit dem stellvertretenden Parteivorsitzenden, Thorsten Schäfer-Gümbel, erfolgte. Hintergrund ist die seit nunmehr dreißigjährige strategische Partnerschaft der KP China mit der SPD, die 1984 von Willy Brandt initiiert worden ist.

Ich durfte im Rahmen dieser Reise, die mich auf geographisches Neuland führte, eine Fülle an neuen Eindrücken sammeln. Es ist fast unglaublich, wenn man die chinesische Urbanisierung aus nächster Nähe betrachtet, die meist Städte mit mehr als fünf, zehn oder 20 Millionen Menschen betrifft. Gerne möchte ich an dieser Stelle, ein, zwei dieser Impressionen mit Euch/Ihnen teilen.

China, das wirtschaftlich auf dem Weg an die Weltspitze ist, ächzt unter der gravierenden Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung, die mit dem rasanten wirtschaftlichen Wachstum einhergeht. Das Land steht durch diese Umweltverschmutzungen großen Herausforderungen für die Zukunft gegenüber: Wie ist die Gratwanderung zwischen wirtschaftlichem Wachstum einerseits und weniger Energieverbrauch, mehr Klimaschutz sowie höherem Arbeits-, Umwelt- und Verbraucherschutz andererseits zu meistern? Damit China in seiner wirtschaftlichen Entwicklung nicht gehemmt wird, sehe ich auch die Industrieländer in der Verantwortung, das Land in diesen Bereichen mitzunehmen und zu unterstützen.

Besonders beeindruckt haben mich die große chinesische Lernbereitschaft und Wissbegierigkeit. China ist sehr daran interessiert, auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Entwicklung, technisches Knowhow aus Deutschland aufzugreifen. Natürlich gibt es auch ein Spannungsfeld mit dem Recht auf das geistige Eigentum. Nicht nur diesen Komplex haben wir aber bei unseren zahlreichen Gesprächen bis hin zum stellvertretenden Staatspräsidenten ansprechen können.

Eine wichtige Vorreiterfunktion für die Schwellenländer kommt meines Erachtens der geplanten chinesisch-deutschen Öko-Metallstadt zu, die derzeit nahe der chinesischen 6,8 Millionenstadt Jieyang entsteht, und deren Baustelle ich mit der Delegation vor Ort besichtigen durfte. Diese Modellstadt für die Stahlproduktion soll an deutschen Umweltstandards ausgerichtet werden und als Beispiel für ein nachhaltiges Leben und Wirtschaften gelten. Das auch für mich als Umweltpolitischer Sprecher prägende Motto „Global denken – lokal handeln“ wird mit diesem chinesisch-deutschen Öko-Projekt auf beeindruckende Weise verwirklicht. Es ist richtig und wichtig, in Gegenden mit jahrzehntelanger Stahl- und Metallproduktion effizientere Verfahren zu etablieren, ohne die Suche nach neuen Materialien aufzugeben. Die Akzeptanz für einen fortschrittlichen Klimadialog etc. wird man nur gewinnen können, wenn man Ländern wie China eine Entwicklung unter gleichzeitiger ökologischer Erneuerung ermöglicht.